Fertighausproblematik- Schadstoffbelastungen in älteren Fertighäusern

Die Fertighausproblematik ist leider ein ganz trauriges Thema. Anfang der 70iger Jahre wurden in Deutschland vermehrt Häuser in Holzständerbauweise nach dem Baukastenprinzip angeboten. Aus konstruktiver Sicht ist gegen diese Bauweise nichts einzuwenden, in anderen Ländern hat man hervorragende Erfahrungen damit gemacht.

Um die Holzspanplatten dieser Fertighäuser vor Schädlingen zu schützen und dessen Brennbarkeit herabzusetzen, wurden jene damals mit Holzschutzmitteln behandelt, welche sich später als giftig und krebserregend herausstellten (PCP, Lindan). Dies betrifft vor allen Dingen Fertighäuser bis zum Baujahr 1978. Ab diesem Baujahr durften  bestimmte Holzschutzmittel dann nicht mehr verwendet werden. Jedoch wurden vereinzelt auch noch markante Schadstoffbelastungen in Häusern bis zum Baujahr 1989 festgestellt. Aus diesem Grund sind Fertighäuser dieser Baujahre ohne Schadstoffgutachten schwer verkäuflich.

 

Belastete Fertighäuser weisen in der Regel einen sehr ausgeprägten sogenannten „Fertighausgeruch“ auf. Diesen Geruch zu beschreiben ist schwierig, es riecht muffig, leicht schimmlig, manchmal auch ranzig. Der Stoff der den Geruch verursacht nennt sich Chloranisol und ist nicht giftig! Er ist aber ein relativ sicherer Hinweis dafür, dass das Haus mit PCP oder Lindan behandelt wurde. Mikroorganismen welche sich über die Jahre aufgrund von Kondensationsfeuchtigkeit (ausgelöst von Temperaturschwankungen) innerhalb der Außenwandkonstruktion an der Dämmschicht gebildet haben, zersetzen die Holzschutzmittel und erzeugen den Geruch. Chloranisol besitzt eine sehr niedrige Geruchsschwelle, ist stark haftend und sorgt dafür, dass sämtliche Einrichtungsgegenstände und Textilen ebenfalls mit diesem Geruch kontaminiert werden. Einen solchen Vorgang nennt man Sekundärkontamination.

 

Chloranisolgeruch von kontaminierten Möbeln los zu werden ist nahezu unmöglich. Selbst nach etlichen Jahren geben diese noch ausgeprägte Fertighausgerüche ab. Menschen die in Häusern mit dieser Problematik wohnen, erkennt man häufig am Geruch ihrer Kleidung. Die Bewohner selbst nehmen diesen Geruch nicht mehr wahr. Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass Menschen welche in solchen Fertighäusern wohnen, häufiger erkranken oder sonstige auffällige gesundheitliche Probleme haben. Allerdings muss erwähnt werden, dass diesbezüglich eine seriöse Datenerhebung nahezu unmöglich ist. Das ungute Gefühl in einem schadstoffbelasteten Haus zu wohnen bleibt trotzdem! Wenn Schadstoffe vorhanden sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese in den menschlichen Körper gelangen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer grenzwertigen Aufnahme an Schadstoffen aufgrund dieser Problematik ist, lässt sich nur über eine Schadstoffmessung feststellen.

 

Fertighäuser zu sanieren ist selbstverständlich möglich und bietet sich in Zusammenhang mit einer BAFA-geförderten, energetischen Sanierung an. Die geschätzten Kosten zwischen derzeit 40000 und 65 000 € sind entsprechend hoch, machen aber Sinn, weil das Objekt dadurch eine entsprechende Wertsteigerung erfährt. Diese lässt sich jedoch nach der Sanierung nur durch eine Schadstoffmessung zementieren, welche aufzeigt, dass keine bedenkliche  Schadstoffbelastung mehr vorhanden ist. Um aber den Chloranisolgeruch endgültig aus dem Haus zu bekommen, müssen anschließend sämtliche sekundärkontaminierten Einrichtungsgegenstände und Textilen aus dem Wohnobjekt ausgewechselt werden.

 

Grundsätzlich ist jedoch anzumerken: Ein sensibler Umgang mit der Fertighausthematik ist besonders wichtig, denn fast immer spielen in diesem Zusammenhang emotionale Faktoren eine große Rolle. Eine große Verantwortung liegt diesbezüglich bei den Immobilienmaklern! Wer als Immobilienfachmann ein solches Haus verkauft, ohne auf diese Problematik hinzuweisen (diese Problematik ist jedem seriösen Makler bekannt!), macht sich  der Vortäuschung falscher Tatsachen strafbar! 

 

Haben sie Fragen zu dieser Thematik? Gerne bin ich ihr Ansprechpartner!